Sulzbacher Grubenreviere - KulturAS, wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen

2024/2025
wo Kultur und Bergbau aufeinandertreffen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Bergbau in Sulzbach-Rosenberg 

Klenzeschacht
Sulzbacher Grubenreviere

1871 nahm auf Etzmannsberg ein neuer Schacht die Förderung auf, wobei kurze Zeit später in unmittelbarer Schachtnähe reiche Erzmittel erschlossen wurden. 1873 begann man mit dem Abteufen eines neuen Schachtes auf der Grube Karoline. deren Inbetriebnahme ab 1886 dringend erforderlich geworden war, da dieses Vorkommen als Ersatz für den Ausfall der Amberger Erze und den geplanten Erweiterungen bei der Stahlherstellung in Rosenberg schnellstmöglich aufgeschlossen werden musste.


1881 stellte man sich die Thomas-Roheisen-Erzeugung in Rosenberg mit folgendem Einsatz
aus den Sulzbacher Erzgruben vor. Quelle: Volker Nichelmann

1883 wurde auf Etzmannsberg und St. Georg eine Seilbahn mit zuerst hölzernen Böcken und später in Stahlkonstruktion gebaut, die den Erztransport zu den Hochöfen in Rosenberg bewältigte, der bis dahin mit Pferdefuhrwerken durchgeführt worden war. Schon für das Geschäftsjahr 1883/84 betrug die Transportkostenersparnis durch diese Seilbahn 28.376,05 Mark. Kurze Zeit darauf ergaben Bohrungen auf Etzmannsberg, dass unter der damaligen Abbausohle das Erz noch mindestens 30 bis 33 Meter mächtig anstand, wobei die tiefste Stelle der Erzablagerung noch nicht einmal erreicht worden war. Um die Ausdehnung der Grube sicherzustellen, kaufte die Maxhütte 1887 den Etzmannshof.

Das inzwischen in Grube Fromm umbenannte Feld Delphin schloss man 1896 an die Seilbahn nach Rosenberg an. Im selben Jahr stieß man bei Abbauarbeiten im Erzlager der Grube Karoline überraschend auf Altungen (verlassener Bau im Bergwerk) und eine alte Haspel (im frühen Bergbau Transportsystem zur Schachtförderung), die noch vom mittelalterlichen Bergbau herrührte.

Übrigens am 25. Mai 1897 besuchte der spätere König Ludwig III. von Bayern (1912 – 1918) die Maxhütte in Rosenberg. Tag darauf fuhr seine königliche Hoheit Prinz Ludwig von Bayern in den Schacht Etzmannsberg ein und zwar bis zur 112 Meter tiefen Sohle. Dort ließ er sich mit Interesse den Ausbau erklären und die Gewinnung von Erzen vorführen.  

Während noch 1873/74 der Schwerpunkt der Förderung bei der Grube Etzmannsberg lag, überflügelte die Grube Karoline diese bereits 1905/06. Die größte Förderung hatte jedoch der Fromm-Schacht bald nach seiner Inbetriebnahme aufzuweisen. Die Förderung des Sulzbacher Grubenreviers war 1913/14 mit 146.559 Jahrestonnen gegenüber 1871/72 mit 33.985 Tonnen somit um 330 % gestiegen. 1900 entdeckte man südostwärts von Karoline im Feld St. Anna ein 40 m mächtiges Erzvorkommen, welches allerdings erst Jahrzehnte später ab den 1950er Jahren abgebaut wurde.


Erze Feld St. Anna - Schaustollen Flick-Villa
Autor / Fotograf rpr

Die Sulzbacher Gruben lieferten ab 1860 insgesamt über 21 Millionen Tonnen Erz an die Hütte vor allem in Rosenberg. Das Jahresmaximum wurde in 1959 mit über 600.000 Tonnen erreicht. Die Belegschaftsstärke der Bergleute betrug zu dieser Zeit immerhin 1100 Mitarbeiter. Nachdem bereits 1977 der Bergbau im Stadtgebiet eingestellt worden war, endete mit der endgültigen Schließung der Maxhütte im Jahr 2002 das Kapitel der Stahlerzeugung in Sulzbach-Rosenberg.

Seit 1875 hatte die Maxhütte verschiedene Gruben-Erzreviere rund um Auerbach erworben. Anhand von Erzproben aus der Leonie-Grube wurde festgestellt, daß das Braunerz einen höheren und das Weißerz (Siderit) einen niedrigeren Phosphorgehalt aufwies als der Phosphormassenanteil der Sulzbacher Eisenstein. Das Auerbacher Braunerz hatte einen vergleichbaren Eisengehalt wie die von Sulzbach nämlich 43 bis 47 %, während das Weißerz lediglich 30 bis 35 % Eisen aufwiesen. Weitere Verhüttungsversuche in Rosenberg zeigten jedoch, dass die tiefer anstehenden Erzpartien in Auerbach größere Phosphorgehalte als erwartet aufwiesen.

Die Auerbacher Erze dienten ganz überwiegend zur Versorgung des Werkes Rosenberg, gingen aber mitunter auch an die Maxhütte in Unterwellenborn (Thüringen) sowie in kleineren Mengen als Zuschlagerz für die Siemens-Martin-Öfen nach Haidhof. Bei Aufnahme des Betriebes 1883/84 förderte das Revier 3.570 Jahrestonnen, während die Förderung 1913/14 bereits 230.693 Tonnen betrug, an der Leonie I mit 22.088 to und Maffei mit 208.605 to beteiligt waren. Die gesamte Förderung der Auerbacher Gruben war also von 1883/84 bis 1913/14 um 6360 %
gestiegen.

Mai 1987 endete der Eisenerzbergbau in der Grube Leonie in Auerbach, nachdem die Maxhütte auch aufgrund der weltweiten Krise der Stahlindustrie, Konkurs angemeldet hatte. Am 24. September 2002 erfolgte die endgültige Stilllegung des Hüttenwerks der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg, nachdem ein Tag vorher der letzte Hochofenabstich erfolgte.


Abriss des Maxhütte-Stahlwerkes in Rosenberg Ende 2019


Abriss der letzten OBM-Konverter in Rosenberg – zur Besichtigung eines der ganz großen Meilensteine bei der Stahlherstellung müssen Interessenten nun nach Unterwellenborn in Thüringen fahren. Autor / Fotograf rpr

Die übrigen Erzgruben

Die 1871 vorhandenen übrigen Grubenfelder der Maxhütte wurden neben den oben beschriebenen Revieren immer bedeutungsloser und mussten bald wegen Erschöpfung der Erzvorräte stillgelegt werden. 1877/78 ließ man die Eisensteingruben bei Krumbach und Königstein auf, denen 1881 auch die Doggererzgrube „Rös'chen" bei Hersbruck folgte (Doggererze sind Eisenerze des Süddeutschen Schichtstufenlandes - Eisengehalt liegt bei 28 bis 37 %) 1892 wurde im Königsteiner Revier die Förderung zwar noch einmal aufgenommen, kam aber 1894 schon wieder zum Erliegen. In dem Bestreben um Erweiterung ihrer Erzbasis ließ sich die Maxhütte in den 1870er und 1880er Jahren hauptsächlich in den Bezirksämtern Pegnitz und Hersbruck Doggererzfelder und in den Bezirken Stadtsteinach, Hof und Naüa in Oberfranken und bei Langenbruck/Opf. Braunerzfelder verleihen, denen später noch einige andere folgten. Als jedoch durch die Auerbacher Funde angeregt, der kgl. Aerar und westdeutsche Montanunternehmen fieberhaft nach Eisenerzen suchten, legte auch die Maxhütte weitere Mutungen ein und erwarb eine erhebliche Anzahl Felder in den Bezirksämtern Pegnitz, Lichtenfels, Staffelstein, Hof, Naila und im Bereich des Fichtelgebirges, außerdem in den Bezirksämtern Parsberg, Beilngries, Neumarkt, Roding, Neunbürg v. W., bei Ludwigstadt/Ofr. u . a . m .

Zum großen Teil enthielten diese Felder Dogger-, Alb- und Liaserze. Auch bei Sassenreuth und Vilseck wurden Bohrungen niedergebracht, die aber ohne Erfolg blieben. 1917 erwarb man
schließlich noch das umfangreiche Gebiet der Hachalschen Grubenfelder bei Hof. Den größten Zuwachs an Erzfeldern brachte der Maxhütte die 1916 erfolgte Angliederung der Gewerkschaft Wittelsbach mit ihrem Felderbesitz in der Oberpfalz sowie in Ober- und Mittelfranken. Die bis 1910 im Sulzbacher und Auerbacher Revier erschlossenen, mit 35,5 Millionen Tonnen vorsichtig geschätzten Erzvorräte ergaben bei Zugrundelegung der damaligen Roheisenerzeugung der Hütte Rosenberg eine Erzgrundlage für die bayerischen Betriebe der Maxhütte für ca. 150 Jahre.

Um von den Ruhrbaronen unabhängiger zu sein, erwarb Ernst Fromm junior (königlicher Kommerzienrat Dr. Ing. e. h. Ernst Ritter von Fromm) im Winter 1899 von der Internationalen Bohrgesellschaft 7,5 preußische Maximalfelder zu je 218 ha bei Hamm in Westfalen. Die Felder wurden unter den Namen „Maximilian I und IV" vom Oberbergamt Dortmund der Maxhütte verliehen und eine eigene doppeltürmige Schachtanlage mit rund 600.000 Jahrestonnen Förderkapazität wurde gebaut. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges am 1.8.1914 brachte die größte Katastrophe für die Zeche Maximilian und zugleich ihr Ende. Mit der Bayerische Braunkohlen-Industrie AG wurden daraufhin langfristige Verträge geschlossen.


© 14.2.2022 von rpr Ruthenberg
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